ZAD und Co.: So können Sie sich in Deutschland zum Detektiv ausbilden lassen
Sherlock Holmes, Poirot, Miss Marple, Rockford, Matula oder Wilsberg: Detektive stellen sowohl in der Literatur als auch im Kino und Fernsehen eine feste Institution dar. Nicht zuletzt dank dieser Kunstfiguren hegen viele Menschen in Deutschland den Wunsch, als Detektiv zu arbeiten. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um einen klassischen Ausbildungsberuf. Stattdessen ermöglichen verschiedene Lehrgangsträger durch eine nicht einheitlich geregelte schulische Ausbildung den Einstieg in den Detektivberuf. Besonders gefragt ist dabei die Ausbildung durch die Zentralstelle für die Ausbildung im Detektiv-Gewerbe (in Kurzform: ZAD).
Wunschberuf Detektiv – die Realität ist nicht Action in Hochglanzoptik
Eins gleich vorneweg: Eine Detektivausbildung und auch nicht das Arbeiten als Detektiv entspricht den bekannten Klischees in Büchern und Filmen. Action und Adrenalin pur, wilde Verfolgungsjagden über mehrere Länder und Kontinente hinweg, das Aufdecken von weltweiten Verschwörungen, das Einsetzen von Hilfsmitteln à la James Bond oder auch der Kampf um Leben und Tod mit dem Endgegner – das alles entspringt dem Einfallsreichtum von Autoren und Regisseuren. Mit der Realität hat das nicht viel bis gar nichts zu tun.
Das heißt aber nicht gleichzeitig, dass es bei realen Einsätzen immer langweilig zugeht. Ganz im Gegenteil: Der Detektivberuf ist sehr vielfältig und bietet zahlreiche unterschiedliche Facetten. Natürlich gibt es auch sehr nervenaufreibende und spannende Aufträge, aber in der Mehrzahl der Fälle sind vor allem Geduld und Ausdauer gefragt. Das ist zum Beispiel gerade bei Observationen der Fall, wenn Sie als Privatdetektiv stundenlang auf Ihrem Beobachtungsposten ausharren müssen. Das kann nicht nur an den eigenen Nerven zehren, sondern erfordert auch Kompetenz und Know-how.
Eine Inhalts-starke Ausbildung verhindert entscheidende Fehler bei Ihren Einsätzen
Richtig beobachten will, gelernt sein. Worauf muss ein Detektiv besonders achten? Welche Beobachtung ist wichtig für den Auftraggeber? Was für Rückschlüsse lassen sich aus welchen Beobachtungen ziehen? Die Beantwortung dieser Fragen besitzt in der Regel eine hohe Relevanz für die erfolgreiche Erledigung einer Observation. Das trifft auch auf die Wahl der richtigen Beobachtungsposition und möglichst unauffällige Verhaltensweisen zu. Ohne entsprechendes Fachwissen und detektivische Expertise können Sie bereits bei einer vergleichsweise einfachen Observation viele Fehler begehen.
Noch gravierender wirkt sich eine falsche Vorgehensweise und das Fehlen von weitergehendem Wissen beispielsweise bei Entführungs- oder Vermisstenfällen aus. Daher ist eine gute und Inhalts-starke Ausbildung zu einem befähigten Detektiv mit entsprechender Zertifizierung unabdingbar. Bei der ZAD werden Sie nach erfolgreich absolvierter Detektivausbildung zum Beispiel als „Geprüfter Detektiv“ zertifiziert. Demgegenüber schließen Sie zum Beispiel den entsprechenden IHK-Zertifikatslehrgang als „Fachkraft Detektiv“ ab.
Ausbildung durch die ZAD verschafft Ihnen das Rüstzeug für die Berufsausführung
Im Rahmen der Ausbildung durch die ZAD erlernen Sie diesbezüglich alle wichtigen Fähigkeiten, wie Sie effektiv an die jeweils fallspezifischen Daten oder Informationen kommen und das auf legalem Weg. Ein Schwerpunkt der ZAD-Ausbildung stellt daher auch die Observation dar: Sie erlernen und trainieren anhand von Übungen, wie Sie die jeweilige Zielperson gezielt überwachen bzw. observieren, ohne dass Sie bemerkt werden.
Genau dadurch erlangen Sie das detektivische Rüstzeug, um Personen unauffällig zu folgen und ihre Aktivitäten, Tätigkeiten und Verhaltensweisen detailliert und auf Prioritäten ausgerichtet zu protokollieren sowie auszuwerten. Die Detektivausbildung bei der ZAD beinhaltet selbstverständlich auch alle Techniken und Kniffe, auf die es bei Befragungen von Verdächtigen, Zeugen oder anderen in einen Fall involvierten Personen ankommt.
Ohne eine umfassende Ausbildung geraten angehende oder auch Hobbydetektive spätestens dann an ihre Grenzen, wenn es um das Herausfinden von sensiblen Informationen geht. Wie Sie trotzdem an die gewünschten Informationen kommen, erlernen Sie im Rahmen Ihrer ZAD-Ausbildung. Neben den Inhalten, die auch von der IHK als Lehrschwerpunkte angesehen werden, bietet die ZAD dabei noch viele weiterführende Ausbildungselemente.
Durch erlernte Methoden im Rahmen der ZAD-Ausbildung bleiben Sie Herr der Lage
Dazu zählt zum Beispiel auch das Erlernen und praxisorientierte Nutzen von deeskalativer Methoden- und Handlungskompetenz. Denn bei Ihren Einsätzen als Privatdetektiv kann die eine oder andere Situation schon einmal aus dem Ruder laufen. Durch die bei Ihrer ZAD-Ausbildung erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten sowohl im theoretischen als auch im praktischen Sinne sind Sie jederzeit in der Lage, die Sachlage wieder zu beruhigen und in den Griff zu bekommen. Gerade bei Befragungen unter schwierigen emotionalen Bedingungen oder auch bei Situationen mit Konfliktpotenzial, was zum Beispiel beim Ladendiebstahl, bei Untreue, beim Missbrauch persönlicher Daten oder beim Streit um Geld und Vermögen sehr hoch ist, kann Ihnen die Anwendung der im Rahmen der ZAD-Ausbildung erlernten Techniken und Methoden als Bestandteil Ihrer Detektivausbildung deutliche Vorteile verschaffen.
Detektivausbildung bei der ZAD funktioniert als dynamischer Prozess
So werden Sie in Ihrer ZAD-Ausbildungszeit zum Beispiel auch dahin gehend unterrichtet, wie Sie bis zum Eintreffen der Polizei einen von Ihnen überführten Straftäter gesetzeskonform festhalten. Zu den entsprechenden Ausbildungsinhalten zählen diesbezüglich zudem das richtige Stellen von Strafanträgen, die besonderen Merkmale der Anzeigenbearbeitung sowie der klassische Ablauf von Gerichtsverhandlungen. Die ZAD gewährleistet Ihnen hier im Vergleich zu einigen Privatanbietern von Detektivausbildung eine permanent hohes Ausbildungsniveau.
Die Ausbildung selbst wird von der ZAD dabei als dynamischer Prozess angesehen. Das bedeutet: Die Ausbildungsinhalte werden immer wieder neu an die aktuellen Erkenntnisse, die neuesten Methoden und moderne Techniken angepasst.. Die Ausbildung geht hierauf explizit ein und hilft Ihnen dabei, das für die jeweilige Situation beste Hilfsmittel mit dem größten Nutzen auszuwählen. Außerdem schaffen Sie mit der ZAD-Ausbildung zum Detektiv auch die Basis, um später die eigenen Berufschancen beispielsweise durch ein absolviertes Sicherheitsmanagement-Studium zu erweitern.
Ausbildung zum Detektiv – so sehen typische Ausbildungsinhalte bei ZAD aus:
1. Privatdetektiv
- Observation
- Fachkunde in Bezug auf die private Ermittlungstätigkeit
- Ermittlung nach vermissten oder entführten Personen
- Detaillierte Spurenkunde
- Richtige und gezielte Nutzung von Foto und Video
- Deeskalationstraining
- Einsatz von Fangmitteln, Fallen und technischen Überwachungsmöglichkeiten
2. Gewerbe- und Industriedetektiv
- Grundkenntnisse der Kriminologie
- Kriminalistik und Fallanalyse in Theorie und Praxis
- Grundlagen der Überwachungs- und Kontrolltätigkeit
- Ermittlungstaktik und Ermittlungsdienst
- Versicherungsbetrug
- Lauschabwehr
3. Detektiv im Einzelhandel
- Rechtliche und allgemeine Grundlagen
- Umgang mit Gerichten und der Polizei
- Anhalten und Ansprechen von verdächtigen Personen
- Gestalten und Nutzen von Diebesfallen
- Warensicherung
- Fachkunde mit Observation und Taktik
- Deeskalationstraining
- Gezielte Objektanalyse
Von der Ausbildung zur eigenen Detektei – auch das ist möglich
Auch wenn Sie nicht als angestellter Detektiv arbeiten möchten, sondern Ihr Ziel eine eigene Detektei darstellt, ist eine Ausbildung bei ZAD unabdingbar. Zudem müssen Sie in diesem Fall aber natürlich auch noch kaufmännische und wirtschaftliche Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringen. Außerdem müssen Sie als Inhaber einer Detektei besondere Voraussetzungen erfüllen.
Auf einen Blick – die staatlichen Regelungen mit besonderer Relevanz
- Der Beruf des Detektivs zählt zu den so bezeichneten Vertrauensberufen. Daher handelt es sich um eine berufliche Tätigkeit in einem überwachungsbedürftigen Gewerbe.
- Sie sind als Detektei-Gewerbetreibender gemäß § 150 Abs. 5 GewO gesetzlich dazu verpflichtet, eine Auskunft aus dem Gewerbezentralregister der entsprechenden Behörde vorzulegen.
- Zudem müssen Sie nach § 30 Abs. 5 BZRG (Bundeszentralregistergesetz) ein Führungszeugnis beantragen und dieses dann den Behörden ebenfalls vorlegen.
- Um ein Detektei-Gewerbe zu starten bzw. zu betreiben, benötigen Sie eine Gewerbeanmeldung gemäß § 14 Gewerbeordnung (kurz: GewO).
- Nach der Gewerbeanmeldung überprüft die jeweils zuständige Behörde unverzüglich die Zuverlässigkeit der Gewerbetreibenden. Grundlage hierfür bildet § 38 GewO.
- Kommen Sie diesen Verpflichtungen nicht nach, kann die zuständige Behörde die verlangten Auskünfte von Amts wegen einholen.
- Werden bei der Überprüfung Verdachtsmomente für die mögliche Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden gefunden, können die Behörden gemäß & 35 GewO das Betreiben eines Detektei-Gewerbes untersagen.
Kennen Sie eigentlich die Entwicklungsgeschichte von Detekteien und dem Berufsbild Detektiv?
Wenn Sie sich für den Detektivberuf interessieren und Sie eine entsprechende Ausbildung bei der ZAD mit der Möglichkeit auf ein IHK Abschluss oder auch anderen Institution absolvieren möchten, sollten Sie sich zuvor auch einmal mit der Historie von Detekteien und dem Detektivberuf auseinandersetzen. Denn die Entwicklung des Berufsbildes reicht über mehrere Jahrhunderte und weist etliche spannende Merkmale auf. Wir haben für Sie die entscheidendsten Vorkommnisse im Folgenden komprimiert zusammengefasst.
Eugène François Vidocq gilt als der Urvater für das heutige Detektei-Gewerbe
Die erste bekannte Detektei wurde bereits im Jahr 1833 von dem französischen Kriminalisten und Ex-Soldaten Eugène François Vidocq als Büro für universelle Information in Paris gegründet. Im Fokus stand dabei die Beschaffung von Informationen für die Industrie und Kaufmannschaft. Das neue Geschäftsmodell etablierte sich schnell: In mehreren französischen Städten entstanden in der Folgezeit weitere Detekteien nach dem Vorbild des Pariser Büros für universelle Informationen von Vidocq. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden dann auch in England die ersten Detekteien gegründet. Grund hierfür war die ausufernde Kriminalität, die vor allem in London enorme Ausmaße annahm. Es war so schlimm, dass sich nach Einbruch der Dunkelheit der Großteil der Bevölkerung nicht mehr auf die Straße traute.
Die Bow Street Runners gelten als die ersten Detektive in England
Als es selbst am helllichten Tage verstärkt zu kriminellen Übergriffen kam, stellte der bekannte Schriftsteller, Satiriker und Rechtsanwalt Sir Henry Fielding eine Straßenpatrouille zusammen. Schon bald konnte dieser durchschlagende Erfolg im Kampf gegen die Kriminalität verbuchen. Die mit einer Doppellaufpistole auf Verbrecherjagd gehenden Frauen und Männer der Patrouille erhielten schnell einen sagenumwobenen Ruf, der sich in dem Namen Bow Street Runners manifestierte. Den Überlieferungen zufolge brachten die Bow Street Runners wieder Recht und Ordnung zurück auf Londons Straße. Gleichzeitig gilt die Patrouille und deren Erfolge im Kampf gegen das Verbrechen als Auslöser für das Entstehen von zahlreichen Detekteien in ganz Großbritannien.
Detektive in Deutschland – die historischen Wurzeln liegen in Berlin
In Deutschland sind die geschichtlichen Wurzeln von Detekteien und der Arbeit als Detektiv fest mit der Industrialisierung und den beiden Stätten Stettin und Berlin verknüpft. Im Zuge der im 19. Jahrhundert immer weiter voranschreitenden Industrialisierung bekamen Auskünfte und Informationen über geschäftliche Konkurrenten und Vertragspartner immer mehr Gewicht. Diesen Umstand nutzte im Jahr 1860 der Makler S. Salomon aus und gründete in Stettin ein so bezeichnetes Erkundungsbüro, das Industriebetriebe durch Informationsbeschaffung bei der Wahrung der kaufmännischen Interessen unterstützte. S. Salomon gilt seitdem als erster offizieller Privatdetektiv in Deutschland.
Anzahl an Detektiven und Aufgabengebiete vergrößern sich zusehends
Innerhalb kürzester Zeit entstanden dann auch Detektivbüros in vielen weiteren deutschen Städten. Als Gründer traten vornehmlich ehemalige Polizisten auf. Vor allem in Dresden und Berlin boomte das Geschäft mit Auskünften und Informationen. Allein in Berlin etablierten sich bis Ende des 19. Jahrhunderts rund zwei Dutzend Detektivbüros. Das war aber nicht mehr als eine Momentaufnahme. So wurden 1925 bereits rund 1320 Detekteien in Deutschland gezählt. Auch das Aufgabengebiet von Detektiven vergrößerte sich zusehends. Lag der Fokus anfangs noch auf der Informationsbeschaffung für die Industrie, nutzten jetzt auch immer mehr Privatpersonen die Dienste der Detekteien. Hinzu kamen zudem die Objektüberwachung und der Personenschutz.
Mehr als 5.000 Privatdetektive bieten aktuell ihre Dienste in Deutschland an
Als die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernahmen, war dann erst einmal Schluss mit dem Detektiv-Dasein. Detektive und die damit zusammenhängende Ermittlungsarbeit wurden per Gesetz vom 1. Februar 1939 komplett verboten. Die Renaissance des Detektei-Gewerbes ließ aber nicht lange auf sich warten. Nach dem Ende des Nazi-Regimes gründeten mehrere Detektive gemeinsam bereits 1946 wieder einen Detektiv-Verband. Fast 80 Jahre später arbeiten in Deutschland mittlerweile über 5.000 Privatdetektive, wie der Bund Internationaler Detektive schätzt. Zählt man die Kaufhausdetektive hinzu, sind es sogar deutlich mehr als 10.000 Privatermittler. Allerdings sollte hierbei berücksichtigt werden, dass ein Kaufhausdetektiv eher ein Bewacher ist und nicht wirklich viel mit dem Detektivberuf im ursprünglichen Sinn gemein hat. Die meisten Privatermittler moderner Prägung fordern hier dann auch eine klare Abgrenzung zu den Ladendetektiven.